Ausnahmen: Dann darf man rechts überholen

Wir kennen die Regel „nur links überholen“, sonst gibt es eine fette Strafe. Es gibt aber Ausnahmen von der Regel, bei denen du rechts überholen darfst.

Überholen darf man nur von links
Quelle: IMAGO / YAY Images

In der Fahrschule haben viele die Faustregel gelernt: Überholen darf man nur von links. Besonders nervig ist das, wenn man auf der Autobahn rechts überholen könnte, weil jemand auf der Überholspur zu langsam ist und wir entspannt rechts vorbeiziehen könnten. Das ist jedoch verboten und wird mit einem Punkt in Flensburg plus Strafgeld geahndet – bis zu 100 Euro kann das kosten. Komplett stimmt die oben genannte Regel aber nicht: Die Redaktion von Autoguru verrät dir, wann es Ausnahmen gibt.

Oftmals herrschen Mythen darüber, was im Straßenverkehr erlaubt ist und was nicht. Die Regeln gut zu kennen, kann sehr praktisch sein, denn in folgenden Fällen darfst du tatsächlich rechts überholen ...

So einen Wagen darf man rechts überholen
Quelle: IMAGO / Steinach

#1 Wenn das zu überholende Auto abbiegt

Wenn du abbiegende Autos von einer Autobahn oder auch einer Kraftfahrstraße siehst, dürfen die Fahrzeuge auf der durchgehenden Fahrbahn rechts überholen. Dies gilt aber nur, wenn die abgehenden Fahrstreifen mit einer breiten Leitlinie getrennt sind. Dieses Recht gilt auch nicht auf den sogenannten Ausfädelungsstreifen oder dem Verzögerungsstreifen, welche nicht durch eine breite Leitlinie vom durchgehenden Fahrstreifen abgegrenzt sind. Zusätzlich müssen Linksabbieger*innen sogar rechts überholt werden, wenn diese sich schon zur Fahrbahnmitte eingeordnet haben. Das Überholen auf linker Seite wäre in dem Moment auch nicht gerade praktisch. Wenn man es genau nimmt, zählt dies nicht wirklich zum Überholen dazu, weil man sich ja nicht auf derselben Fahrbahn in dieselbe Richtung bewegt. Dennoch haben viele Autofahrer*innen oft Zweifel, ob sie an Linksabbiegern vorbeifahren dürfen.

Es gibt noch einen weiteren Fall, den du unbedingt kennen solltest:

Kommt es zum Stau oder zu zähfließendem Verkehr, darf auch auf dem rechten Ausfädelungsstreifen überholt werden.
Quelle: IMAGO / imagebroker

#2 Bei Stau oder stockendem Verkehr

Laut § 7 Abs. 2 StVO darf man in Deutschland darüber hinaus auch bei dichtem Verkehr mit Schlangenbildung auf den Fahrspuren einer Richtung rechts überholen. Kommt es also zu einem Stau oder auch nur zu zähfließendem Verkehr, darf dann auch auf dem rechten Ausfädelungsstreifen überholt werden. Allerdings solltest du beachten, dass das nur mit mäßiger Geschwindigkeit und mit besonderer Vorsicht erlaubt ist in diesen Sonderfällen. Kann die linke Fahrspur nicht befahren werden oder bewegt sich dort eine Kolonne nur langsam voran, darf man jene mit geringfügig höherer Geschwindigkeit und äußerster Vorsicht rechts überholen.

Wesentlich bekannter sollte eigentlich Folgendes sein:

Auch an Straßenbahnen darf man rechts vorbeifahren.
Quelle: IMAGO / BE&W

#3 Wenn du dich in einer Ortschaft befindest

Sofern mindestens zwei Fahrstreifen in eine Fahrtrichtung führen, darfst du in einer geschlossenen Ortschaft rechts überholen. Auch an Straßenbahnen darf man rechts vorbeifahren. Hier herrscht jedoch eine Ausnahme in Einbahnstraßen oder wenn die Schienen ganz rechts verlegt sind. Auch in Bereichen, in denen der Verkehr durch Ampeln geregelt ist, darf man rechts überholen. Es gelten also folgende Regeln:

a) Straßenbahnen überholst du immer rechts. Ausnahmen bilden Fälle, bei denen die Schienen zu weit rechts liegen und in Einbahnstraßen, in denen auch links überholt werden darf. 

b) Auch wenn das Auto vor dir einen Linksabbiegevorgang anzeigt, darfst du es rechts überholen. 

c) Und da vor Ampeln die Spur nicht immer Richtungsmarkierung angezeigt werden muss, darf auch in solch einem Fall rechts überholt werden. 

d) Eine letzte Ausnahme bilden Durchgangsstraßen in der Innenstadt. Wenn diese mehrspurig sind, darfst du als Autofahrer deine Spur frei wählen und dementsprechend auch schneller fahren als die Fahrer auf der Spur nebenan.

Nicht vergessen solltest du auch folgende Verkehrsteilnehmer*innen:

Zu sehen sind Fahrradfahrer, die Autos rechts überholen.
Quelle: IMAGO / Rüdiger Wölk

#4 Auf dem Rad

Als Radfahrer*in sollst du dich ja nicht unnötig in Gefahr bringen, weshalb du mit dem Rad vorsichtig rechts überholen darfst, wenn die rechte Spur von Autos und Lkw blockiert ist, die warten. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du bei solch einem Manöver keine Person gefährdest und der Platz wirklich ausreicht, um auch überholen zu können. Häufig wird auch häufig nicht bedacht, dass du dich nicht mehr vorbeischlängeln darfst, sobald der Verkehr schon anrollt und sich in Bewegung gesetzt hat.

Auch das solltest du wissen:

Auf der Autobahn gibt es mehrere Fahrstreifen, daher können viele Autos auch auf der Mittelspur fahren.
Quelle: IMAGO / Jöran Steinsiek

#5 Es gibt mehrere Fahrstreifen

Wir wissen ja, dass in Deutschland das Rechtsfahrgebot gilt und das Überholen auf der rechten Spur nur in Ausnahmefällen erlaubt ist. Und auf der Autobahn gibt es genau diese Ausnahme. Beispielsweise, wenn es mehrere Spuren gibt. In der StVO heißt es, dass „auf Fahrbahnen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung“ die Autos von dieser Regelung abweichen dürfen, wenn die Verkehrsdichte dies zulässt und rechtfertigt. Weiter heißt es, dass Kraftfahrzeuge entgegen dem Rechtsfahrgebot bei mehreren Fahrstreifen, „den mittleren Fahrstreifen dort durchgängig befahren“ dürfen, „wo – auch nur hin und wieder – rechts davon ein Fahrzeug hält oder fährt.“ Es ist also theoretisch erlaubt auch länger auf der Mittelspur zu verweilen. 

Daran anknüpfend solltest du Folgendes wissen:

Viele Autofahrer kennen die 20-Sekunden-Regel, die aber tatsächlich nicht in der StVO steht
Quelle: IMAGO / Action Pictures

#6 Die 20-Sekunden-Regel

Zwar wird die 20-Sekunden-Regel nicht ausdrücklich in der StVO erwähnt, jedoch ist sie eine weit verbreitete Faustregel. Sie besagt: Wenn die rechte Spur für einen Zeitraum von mehr als 20 Sekunden frei ist, bevor du ein anderes Fahrzeug überholen musst, bist du verpflichtet, auf die rechte Spur zu wechseln. Andernfalls kannst du auf deinem aktuellen Fahrstreifen bleiben, um unnötiges Hin- und Herwechseln zu vermeiden.

Sie geht auf ein Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Celle aus dem Jahr 1968 zurück. 21 Jahre später entschied das OLG Düsseldorf allerdings, dass diese Regel nur für zweispurige Straßen gilt. Auf dreispurigen Straßen müsse der Zeitraum, in dem man mit gleicher Geschwindigkeit weiterfahren kann, deutlich länger angesetzt werden. Allerdings könnte ein zukünftiges Gericht erneut zu einer anderen Einschätzung kommen.

Es gibt noch einen weiteren Fall, bei dem du rein technisch rechts überholen könntest:

Rein technisch kann man auch von rechts überholen, wenn die Fahrbahnen verschiedene Ausfahrten ausweisen.
Quelle: IMAGO / Zoonar

Zusatz: Abzweigende Ausfahrten

Rein technisch ist es auch möglich rechts zu überholen, wenn sich Ausfahrten auf den einzelnen Fahrstreifen trennen. In dem Moment kann man zwar meistens beide benutzen, soll sich aber eigentlich nur auf die richtige Seite einordnen für die Ausfahrt die man nutzen möchte. Da die Fahrstreifen allerdings getrennt betrachtet werden und woanders hin verlaufen, ist das Überholen wenig problematisch. Du erkennst so eine sich aufsplittende Ausfahrt bereits an den Ortsschildern, die einen schwarzen Querstreifen in der Mitte haben. Die oberen Orte sind dann jeweils links, während die unteren Orte auf den rechten Fahrstreifen verweisen.

Was kostet es eigentlich, wenn man es unerlaubt doch macht?

Wenn du unerlaubt rechts überholst, kann das in einigen Fällen ganz schön teuer werden.
Quelle: IMAGO / lausitznews.de

So teuer kann das Vergehen werden

Falls du trotzdem unerlaubt rechts überholst, kann das durchaus ganz schön ins Geld gehen. So musst du innerorts zwar nur 30 Euro Bußgeld zahlen und bei einer Gefährdung oder Sachbeschädigung noch einmal 5 Euro zusätzlich, außerorts bekommst du aber auf jeden Fall einen Punkt in Flensburg – unabhängig davon, wie riskant dein Manöver war. 100 Euro würde dich das kosten, bei einer sichtbaren Gefährdung sind es dann schon 120 Euro und mit vorhandener Sachbeschädigung erhöht sich der Betrag noch einmal auf 145 Euro, die es zu blechen gilt. Das ist den Überholversuch doch gewiss nicht wert, oder?

An einem Ort solltest du das niemals ausprobieren ...

An Fußgängerüberwegen besteht in vielen Ländern das klare Verbot, Fahrzeuge zu überholen.
Quelle: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Niemals hier: Fußgängerüberwege

An Fußgängerüberwegen besteht in vielen Ländern das klare Verbot, Fahrzeuge zu überholen. Diese Regelung dient dem Schutz von Fußgängern, die den Zebrastreifen nutzen. Das Überholen auf der linken Seite an Fußgängerüberwegen ist untersagt, um gefährliche Situationen zu vermeiden und Fußgängern ein sicheres Überqueren der Straße zu ermöglichen. Fahrzeugführer müssen ihre Geschwindigkeit reduzieren und darauf achten, dass Fußgänger den Überweg gefahrlos nutzen können. Verstöße gegen diese Regelungen können zu Bußgeldern führen. Die Einhaltung dieser Verkehrsregel trägt dazu bei, die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten und Unfälle an Fußgängerüberwegen zu verhindern.

Und auch noch an zwei weiteren Orten solltest du es niemals tun ...

Die Untersagung des Überholens an Kreuzungen basiert auf der erheblichen Komplexität dieser Verkehrsbereiche.
Quelle: IMAGO / Jochen Tack

Tabu: An der Kreuzung

Die Untersagung des Überholens an Kreuzungen basiert auf der erheblichen Komplexität dieser Verkehrsbereiche. Kreuzungen sind Knotenpunkte, an denen verschiedene Verkehrsströme aufeinandertreffen, was eine erhöhte Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme erfordert. Das Überholen an Kreuzungen ist aus mehreren Gründen untersagt. Erstens kann es zu Sichtbehinderungen führen, da andere Fahrzeuge die Kreuzung passieren. Zweitens besteht die Gefahr von Abbiegevorgängen, die das Überholen unsicher machen. Das Verbot dient der Verkehrssicherheit, indem es potenzielle Konfliktsituationen minimiert und Unfälle an Kreuzungen verhindert. Fahrzeugführer sollten ihre Geschwindigkeit reduzieren und sich auf die komplexen Verkehrsbewegungen konzentrieren, um die Sicherheit an Kreuzungen zu gewährleisten.

Und kommen wir zu einem weiteren No Go ...

Das Verbot des Überholens im Bereich von Bahnübergängen ist von entscheidender Bedeutung, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten.
Quelle: IMAGO / dieBildmanufaktur

Lebensgefahr: An Bahnübergängen

Das Verbot des Überholens im Bereich von Bahnübergängen ist von entscheidender Bedeutung, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten. Bahnübergänge sind sensible Bereiche, an denen Straßen und Schienen sich kreuzen. Das Überholen ist hier nicht gestattet, um Kollisionen mit Zügen zu verhindern. Die Sicht auf herannahende Züge kann durch hohe Verkehrsdichte oder Hindernisse beeinträchtigt sein. Besondere Vorsicht ist geboten, um die Zeit für das sichere Überqueren der Schienen zu gewährleisten. Fahrzeugführer sollten ihre Geschwindigkeit reduzieren, auf Verkehrssignale achten und sicherstellen, dass der Bahnübergang frei ist, bevor sie ihn passieren. Die Einhaltung dieser Regel trägt dazu bei, schwerwiegende Unfälle zu vermeiden und die Sicherheit im Bereich von Bahnübergängen zu erhöhen.

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