Emissionserkennung mithilfe einer App?
Ist das eine sinnvolle Alternative?

Die Luft in Innenstädten muss sauberer werden.
Das verlangt nicht nur das EU-Recht, sondern mittlerweile vor allem die Stadtbewohner! Während in dieser Hinsicht Einigkeit herrscht, ist jedoch noch lange nicht klar, wie das Ziel erreicht werden soll. Hersteller möchten neue Autos verkaufen, Umweltverbände fordern Fahrverbote und Politiker setzen auf Nachrüstungen.
Doch nun bringt ein App-Entwickler eine neue Idee! Das Unternehmen Carly hat sich umfassend mit dem Thema auseinandergesetzt und eine Software entwickelt, die alte Diesel für eine bestimmte Zeit sauberer macht.

Bessere Abgaswerte ohne Nachrüstung
Die App funktioniert im Grunde ganz einfach: Sie stellt fest, wo du gerade mit deinem Auto unterwegs bist. Fährst du mit deinem Auto durch eine belastete Gegend, so verbessert das Programm die Reinigung der Abgase. Somit sinkt für eine kurze Zeit der Ausstoß von Stickoxiden. Wenn du die betroffene Zone wieder verlässt, läuft die Abgasreinigung deines Autos wie gewohnt weiter.

So ähnlich funktioniert auch die Betrugssoftware des VW-Konzerns. Die Abgase werden auch hier temporär (während des Prüfstands) stärker gereinigt als im Normalbetrieb. Von dieser Idee hat sich Carly einiges abgeschaut und überträgt das Prinzip nun auf den Straßenverkehr. So könnten alte Diesel auch ohne umständliche Umbauten weiterhin in den betroffenen Zonen unterwegs sein. Die Angst vor Fahrverboten und Einschränkungen würde dann wieder der Vergangenheit angehören.
Doch wie genau funktioniert die App und welche Voraussetzungen muss mein Auto erfüllen?

Die App verwendet die originale Abgasreinigungsanlage deines Autos, konkret geht es um die Abgasrückführung. Und zwar werden Abgase zurück in den Brennraum geleitet, wodurch die Verbrennung gekühlt wird.
Dabei ist wichtig zu wissen, dass Stickoxide bei sehr hohen Verbrennungstemperaturen entstehen. Wenn die Temperaturen sinken, sinkt folglich auch der Schadstoffausstoß.
Mithilfe der Carly-App wird die Rückführung erhöht. In den Bereichen, in denen die Abgase „sauberer“ sein müssen arbeitet das Ventil also häufiger. Durch den Diagnosestecker greift das System auf die Bordelektronik zu.

Erhöhter Verschleiß von AGR-Systemen?
AGR-Systeme sind nur begrenzt belastbar. Auf Dauer verschleißen sie, da sie nicht auf Dauer funktionieren. Am Ventil können sich Ruß und Asche absetzen, Kondenswasser und Ablagerungen können eine harzähnliche Substanz bilden. Diesen Problemen ist das Auto bereits bei serienmäßiger Software ausgesetzt.
Ein Dauerbetrieb mit höherer Rückrührungsrate verstärkt den Effekt natürlich. Auch wird darauf hingewiesen, dass willkürliche Veränderungen einzelner Parameter, die das Motorbetriebsverhalten ändern, generell kritisch zu betrachten sind.

Der Entwickler Marco Landwehr sieht hierin jedoch kein Problem. Er hat selbst in der Motorenentwicklung gearbeitet.
Er gibt zu, dass man in bestimmten Bereichen zwar höhere AGR-Raten fahre als die Hersteller, doch außerhalb der begrenzten Zonen ist die Strategie wieder serienmäßig. So sollte es keine Probleme geben, wenn man nicht ständig in Umweltzonen fahre. Dabei stellt er ganz bewusst auf das Profil eines Diesel-Fahrers ab: viel Langstrecke, wenig Stadt.
Mit dieser App wollten die Hersteller einen Denkanstoß geben. Wir können gespannt sein, ob die App nicht doch eines Tages auf den Markt kommt!