F1 2020 und 2021: Bleibt alles anders?

Der Formel Eins stehen Regeländerungen ins Haus

F1 2020 und 2021: Bleibt alles anders?
Quelle: Unsplash

Schon zwischen dem 2017er RB13 und heute liegen optische Welten. 2021 wird es jedoch noch stärker „rumpeln“ – und das nicht nur in Sachen Aerodynamik. 

Die Formel 1 ist sicherlich keine Rennserie, der man übermäßiges Festhalten an Technik und Regularien vorwerfen könnte. Das zeigt sich schon in einem der vielleicht coolsten YouTube-Videos zum Thema. Hier werden Karosserieform und Zylinderzahl der Boliden zwischen 1950 und 2019 durch den Zeitraffer gejagt.

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2020, noch mehr allerdings 2021, stehen der Rennserie jedoch selbst für ihre Verhältnisse heftige Änderungen ins Haus.


Für den folgenden Artikel haben wir mal zusammengetragen, was sich für 2020/21 und 2021/22 nach heutiger Ansicht alles ändern wird.

Saison 2020 bis 2021

Dabei muss man sagen, dass die kommende Saison sich harmlos gibt, was die Änderungen anbelangt. Die folgende Liste ist deshalb auch vergleichsweise kurz:


1.    Die bisherige Sperrstunden-Regel wird von acht auf neun Stunden ausgeweitet. Jetzt heißt es „Kein Teammitglied, das mit dem Einsatz des Autos betraut ist, darf sich in einem Zeitraum von neun Stunden, der zwölf Stunden vor dem ersten und dritten freien Training beginnt, innerhalb der Streckengrenzen aufhalten“. Für jedes Team wird es zwei Wildcards geben, mit denen sie diese Regel während der Saison durchbrechen dürfen.


2.    Das seit längerem diskutierte vierte Qualifying wurde endgültig begraben. Die Arbeiten zu dem Thema ergaben, dass vor allem die Teams aus dem Mittelfeld dadurch bei der zur Verfügung stehenden Anzahl von Reifen benachteiligt würden.


3.    Der Hockenheimring hat zum aktuellen Zeitpunkt zwar noch keinen Vertrag, allerdings gibt es auf Portalen, wie Global-Tickets, schon Formel-1-Tickets für Hockenheim 2020. Man darf also hoffen, dass die kommende Saison in Hockenheim mindestens genauso spannend wird, wie die Aktuelle.


4.    Die Bremsbelüftungen wurden in die Listed Parts aufgenommen, die ein Hersteller in Eigenregie entwickeln muss, damit er als Konstrukteur gelistet werden kann.


5.    Es ist nur noch ein Zusatz-Öltank erlaubt. Inklusive aller Leitungen darf der nur noch 2,5 Liter fassen.


6.    Außerhalb der Monocoque-Struktur dürfen statt bislang 2 nur noch 0,25 Liter Kraftstoff gespeichert werden.

Die restlichen Änderungen sind marginal und betreffen beispielsweise geringste Veränderungen bei Flügel-Winkeln und dergleichen.

Saison 2021 bis 2022

Wie bereits erwähnt sind die Änderungen für die kommende Saison vor allem deshalb so gering, weil 2021 so viel anstehen wird. Eines allerdings vorweg: Die FIA hat erst im April 2019 die Regeln für 2020 offiziell vorgestellt, die für 2021 sollen nach dem derzeitigen Stand der Dinge erst dieses Jahr im Oktober präsentiert werden – da geht es derzeit hoch her.


Was in der folgenden Liste steht, kann sich also auch noch in mancherlei Hinsicht ändern – wenngleich wir darauf geachtet haben, nur bereits jetzt „höchstwahrscheinliche“ Dinge zu nennen.


1.    Die Reifen bzw. Felgen werden sich grundlegend ändern. Bislang läuft die Formel 1 auf 13-Zöllern. Ab 2021 wird das, was schon seit längerem getestet wurde, Realität: 18-Zoll-Felgen mit entsprechender Bereifung werden Einzug halten. Die hochwandigen „Ballonreifen“ der bisherigen Saisons sind damit Geschichte und es halten Niederquerschnittsreifen, wie man sie aus vielen anderen Serien kennt, Einzug.


2.    Heizdecken für die Reifen werden grundsätzlich untersagt. Dies soll eine Kosteneinsparungsmaßnahme sein, die den Rennbetrieb grundsätzlich spannender machen soll, weil es dann länger dauert, bis ein Fahrzeug seine Maximalleistung abrufen kann.


3.    Die Felgen werden einheitlich nur noch von einem Hersteller stammen. Gleiches gilt auch für das Bremssystem (abseits von Scheiben und Belägen). Beides ist primär als Kosteneinsparmaßnahme gedacht, weil hier ein oft extrem teurer „Kleinkrieg“ um Zehntelgramm-Gewichte tobt, der kleinere (budgetschwachere) Teams benachteiligt. Ferner werden die Bremsscheibendurchmesser dank größerer Felgeninnendurchmesser auf bis zu 330 Millimeter wachsen.


4.    Mutmaßlich ist geplant, die Felgen aus Aerodynamikgründen außen zu verkleiden, wie man es aktuell schon lange aus der Formel-E kennt. Zudem könnten Turbulenzreduzierer auf der Oberseite der Vorderreifen angebracht werden.

F1 2020 und 2021: Bleibt alles anders?
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Aus der Formel E sind die großen Felgen mit Niederquerschnittsreifen längst bekannt. Ab 2021 kommen sie auch bei der F1. 

5.     Der Heckflügel wird stark vereinfacht. Die Endplatten fallen weg, dafür kommt eine kleine senkrechte Heckfinne auf Höhe der Hinterachse.

6.    Die Nase wird noch etwas länger und niedriger. Insgesamt soll ein Großteil der Anpresskraft künftig durch den Unterboden erzeugt werden.

7.    Das Getriebe sollte ursprünglich durch ein verschlossenes Einheits-Element mit sieben Gängen ersetzt werden. Allerdings wurde diese Änderung bereits verworfen

8.    Der V6 Motor bleibt, soll aber für eine Verbesserung des nach wie vor vielkritisierten Sounds eine Erhöhung um bis zu 4000 Umdrehungen pro Minute bekommen.  

9.    Neben Bremsen und Felgen sollen auch die Pedale, das Lenkrad sowie weitere Teile vorgeschrieben und einheitlich werden – allerdings ist dieses Thema im Fluss.

10.  Zumindest laut Jean Todt wird derzeit laut darüber nachgedacht, das 2009 letztmalig praktizierte Nachtanken während des Rennens wieder einzuführen.

11.  Das erste freie Training soll erst freitags ab 13 Uhr beginnen. In den Stunden zuvor soll die technische Abnahme erfolgen und danach bereits für das ganze Wochenende eine Parc-Ferme-Regel gelten, durch die nichts mehr an den Autos verändert werden darf.

Diese elf Punkte sind die bisherigen Eckdaten – allerdings sei unterstrichen, dass die FIA nicht zuletzt deshalb erst im Juni das angepeilte Vorstellungsdatum verschoben hat, weil Fahrer, Teams, Ingenieure und die Offiziellen sich über die anstehenden Änderungen teils mächtig in den Haaren liegen.


Der Hintergrund des Ganzen ist übrigens folgender: 2021 läuft das sogenannte Concorde Agreement aus. Dabei handelt es sich um eine Vereinbarung, deren jüngste Fassung seit 2013 gilt und deshalb auch beim Verkauf an Liberty Media zunächst nicht angetastet werden konnte.


2021 wird die erste Saison beginnen, in der wieder großmaßstäbliche Änderungen möglich sind. Das wollen alle Beteiligten so weit es geht ausnutzen, bevor sie sich abermals auf mehrere Jahre festlegen – denn ein neues Agreement wird ebenfalls ausgearbeitet.


Allerdings muss klar sein, dass es dabei um sehr viel Arbeit geht – nicht nur die Zuschauer sollen besser zufriedengestellt werden, sondern auch der Spagat zwischen Chancengleichheit ohne Rücksicht auf finanzielle Rennstallpotenz sowie Ansporn gemeistert werden. Nicht wirklich einfach und daher Grund genug für die aktuellen Querelen.